Merk P 20

Technische Daten

Typenschein Gewerblicher Motorkarren MERK-PULLAX P 20

  • Erkennungsmerkmal Merk Pullax auf Motorhaube
  • Fahrgestellnummer eingeschlagen, vorne links auf Trittbrett-Traverse und auf Plakette auf rechtem Kotflügel
  • Motorkennzeichen eingeschlagen vorne rechts auf Motorblock und auf Plakette
Fahrgestell
Anzahl Achsen 2
Anzahl Räder 4
Antrieb allrad, hinten ausschaltbar
Lenkung links
Betriebsbremse IB Gestänge, auf Differenzial-Wellen an VR
Hilfsbremse mechanisch, IB Gestänge auf Differenzialwellen an VR
Stellbremse Hebel mit Segment auf HR
Getriebeart mechanisch, 3 x 2 = 6 Vorwärts-, 2 x 1 Rückwärtsgänge 
Differenzialsperre auf Vorder- und Hinterräder
Zughaken Stecknagel
Höchstgeschwindigkeit 20 Km / h bei 2700 U / Min
Karosserieform Brücke
Anzahl Sitzplätze Total 2 (vorne 2)
Abmessungen
Spurweite 10,5 x 18 = 1366mm / 7,5 x 18 = 1320mm / 10,5  15 = 1530mm
Spurkreis (Wendekreis) links 9600 mm, rechts 9000 mm (bei einem Achsabstand von 2700mm)
Achsabstand Verstellbar, von 1800 – 2700 mm
Länge 5750 bei 2700 mm Achsabstand
Breite 1690 mm
Höhe 1420 mm (ohne Verdeck)
Ueberhang vorne 1040 mm, hinten 2010 mm (mit Brücke)
Motor
Typ Warchalovski, Typ D 22, V – Motor, 4 Takt Treibstoff Diesel
Lage vorne, 2 Zylinder
Bohrung / Hub 90 mm / 90 mm
Hubraum 1145 cm³, 5,85 Steuer-PS
Leistung 21.4 (DIN) PS bei 2700 U / Min
Lärmdämpfung 2 Töpfe parallel, Höhe 245 x  Dm 140 mm
Kühlung Luft (Gebläse)
Lärm 85 Db bei 2700 U / Min
Gewichte
Leergewicht Vorne 870 Kg, Hinten 560 Kg, Total 1430 Kg
Nutzlast Vorne 270 Kg, Hinten 2140 Kg, Total 2410 Kg
Total Gesamtgewicht Vorne 1140 Kg, Hinten 2700 Kg, Total 3840 Kg
Fabrikgarantie Vorne 1800 Kg, Hinten 2700 Kg, Total 4200 Kg
Reifendimensionen 10,5 x 18, oder 7,5 x 18, oder 10,5 x 15
Reifenvarianten 10,5 x 15, 6 Ply = Spurweite 1550 mm, oder 7,5 x 18, 6 Ply = 1340mm
Zul. Gesamtgewicht 10000 Kg
Bemerkungen/ Anderungen Plombierung: Vollgasbegrenzungsschraube am Reglergestänge (1 Plombe)
Auflage Fahrausweis Bei Verwendung ohne Ladebrücke: 130 Kg Zusatzgewicht an Hinterachse, Achsabstand min. 2100 mm (Bremsverhalten)

Über den P 20

Die Blütezeit des P 20 war im Jahr 1967. Damals schafften zahlreiche Forstbetriebe einen Pullax mit Seilspill und Rückegerät an, um die grossen Sturmschäden in den Wäldern zu bewältigen.

Der Merk Pullax P 20 war das mit Abstand erfolgreichste Modell aus der eigenen Maschinenfabrik von Hans Merk. Im Gegensatz zum P 40, welcher mit einem 4 Zylinder Warchalovsky gebaut wurde ( 2 x D 22 ), hatte der P 20 nie einen Kurbelwellenschaden.

Von diesem Typ wurden etwa 1700 Stück hergestellt.

Dank der grossen Stückzahl und der Nachfrage wurden im laufe der Zeit verschiedenste Zusatzgeräte zum P 20 entwickelt.

In der Landwirtschaft kamen Geräte wie Ladewagen von Schröck, Aladin, oder Stille, Druckfässer von Kaiser, Miststreuer von Saco, sowie Pflüge von Althaus, und nach diversen Prototypen ein hervorragendes Rückegerät für Forstbetriebe zum Einsatz. Merk baute zudem einen hervorragenden Langholztransportanhänger mit Sattelpult auf der Hinterachse. Dieser verfügte über einen Freilauf, augestattet mit zwei Kugelgelagerten Drehkränzen aus Kerns.

Für Kommunalbetriebe wurde der Pullax bald einmal mit vorerst Rückwärtskippern, Schneepflügen von Hunziker, Müller und Poschung, Schneeschleudern, und vielen weiteren Aggregaten ausgestattet.

 

Preise

Der Grundpreis für einen P 20 war anfänglich 12800.- CHF

Für das Seilspill zahlte man damals 2800.- CHF

Die Dreipunkthydraulik mit Pumpe und Zweiwegventil kostete weitere 1500.- CHF

Für die Brücke bezahlte man 1000,. CHF

Ein Leichtverdeck kostete damals 550.- CHF

 

Motoren

Der P 20 wurde mit einem sehr zuverlässigen Warchalovsky D22 Motor augestattet. Im Gegensatz zum P 40, welcher mit einem 4 Zylinder Warchalovsky gebaut wurde ( 2 x D 22 ), hatte der P 20 nie einen Kurbelwellenschaden.

Um die 150 Traktoren wurden auf Ruggerini Motoren umgebaut. Dieser passte zum Getriebe ohne einen zusätzlichen Flansch.

Etwa 10 Pullax wurden durch die GEMA in Münsingen nach Mürren im Berner Oberland verkauft. Das Autofreie Mürren akzeptierte die lauten Dieselmotoren nicht, deshalb worden diese auf Ford Anglia Benzinmotoren umgebaut.

Eine Motorvariante war auch der Koller V-Motor, welcher von der Firma Steck in Bigental eingebaut wurde. Dieser passte ohne Abänderungen in das Chassis des P 20.

Eine dritte Benzinvariante war ein Baumgart V- Motor. Zu diesem sind leider keine Angaben auffindbar.

Die Produktion des P 20 war längst eingestellt, so kam unter anderem mangels Motoren, oder zum Erhöhen der Leistung ein Umbausatz mit einem Deutz Motor Typ F2L 511 mit sage und schreibe 35 PS auf den Markt. Dies bedeutete praktisch eine Verdoppelung der Leistung. Der Umbau wurde unter anderem von Sepp Fuchs Landmaschinen in Weissbad vorgenommen.

 

Getriebe

Der P 20 wurde mit sehr unterschiedlichen Getriebeversionen ausgestattet.

Begonnen hat man mit dem A- Getriebe, welches nach 2 Getriebeschäden nur noch im P 12 eingebaut wurde. Es zeigte sich nach mehreren weiteren Getriebevarianten, ( A, B, C, Ca,) dass dieses eigentlich das Beste war.

Die Ersten 200 – 300 P 20, und einige PT 17 wurden dann mit dem B- Getriebe ausgestattet. Der Nachteil dieses Getriebes war wegen der geringen Drehzahl der Welle zur Hinterachse, dass sich die Vorderachse aufdrehte, und der Pullax dadurch vorne schon bei geringer Hangneigung, oder beim talwärtsfahrenden wenden nach rechts, oft auf die Fahrerseite umstürzte. ( Die selbe Gefahr besteht bei allen Pullax Modellen auch, wenn die Rückegeräte ohne zentrale Seilführung verwendet werden)

Besonders „clevere“ Pullax Fahrer fuhren bei erhöhter Gefahr mit angezogener Handbremse, was offenbar die Drehwirkung neutralisierte.

Die Folge war der Wechsel zur Getriebeversion C, welche eine etwas höhere Drehzahl und dadurch geringere Belastung der Antriebswelle zu Hinterachse bewirkte. Dies war eine deutliche Verbesserung der Hangtauglichkeit.

Etwas euphorisiert durch die Wirkung der höheren Drehzahl, ging man noch weiter und baute die Getriebe mit der Bezeichnung Ca ein. Wichtigstes Merkmal war, dass ein Zahnrad mit einem Zahn weniger eingebaut wurde. Dies hatte zur Folge, dass anstelle der ca 2 ½ Zähne, nur noch etwa 1 ½ Zähne gleichzeitig ineinander griffen. Es war bei weitem das schlechteste Getriebe. Die relativ häufigen Getriebeschäden haben zur Folge, dass diese kaum mehr erhältlich sind, und zu einer anderen Version, vorwiegend B Getriebe gewechselt werden muss, dies jeweils bei Vorder und Hinterachse. (Vorder und Hinterachsgetriebe, wie auch das Zwischengetriebe zum Seilspill müssen immer übereinstimmen, sonst laufen Vorderachse und Seilspill nicht im Gleichlauf mit der Hinterachse)

Etwas unglücklich ist beim P 20 das Schaltschema. Beim hochschalten in den 2. Gang streift oft das Zahnrad des Rückwärtsganges, was häufig zum Defekt führt.

Tipps und Erfahrungen

Tipp 1: Deutlich verringerte Hangtauglichkeit

Vorsicht beim Verkürzen der Ladebrücke, insbesondere bei 2700 mm Achsabstand (Pullax auf Maximum ausgezogen). Gilt für alle Pullax-Typen vom P 12 bis P 30. Wird oft gemacht, damit die Hydraulik zum Ankoppeln von Zusatzgeräten verwendet werden kann. Da der Überhang hinten wegfällt, wirkt fast die Hälfte der Nutzlast auf das Zentralrohr, es ist nicht für diese Belastung vorgesehen!

Mögliche Folgen:

Stark erhöhte Unfallgefahr durch seitlichen Sturz, insbesondere bei grösserer Nutzlast und Talfahrt! (Verschiebung des Lastschwerpunktes) Der Pullax verliert massiv an Hang-tauglichkeit!

Abscheren des Sicherungsstiftes an der Antriebswelle im Zentralrohr vorne, dadurch plötzlicher Ausfall des zuschaltbaren Allradanriebes (bedeutet grosse Unfallgefahr im steilen Gelände).

Krümmung oder Einlaufen des kleineren, hinteren Zentralrohrteils, oder Einlaufen der ausziehbaren Antriebswelle im Zentralrohr  bei grosser Nutzlast (Pullax kann nicht mehr verkürzt werden).

Überbelastung der Rohrschelle des Zentralrohres, dadurch Abnützung des Feststellbol-zens, oder Ausweiten der Bohrungen im Zentralrohr.

Tipp 2: Bruchgefahr des Zentralrohres

Vorsicht beim Verwenden der Spillwinde.  Seitlich die Zugkraft der Winde nie ganz ausnützen, insbesondere den Pullax dazu nie seitlich am vorderen und hinteren Zugmaul (Anhängerkupplung) sichern. Bruchgefahr des Zentralrohres bei der vorderen Kopf-platte! Schwere Lasten in Längsrichtung zum Pullax (nach vorne oder hinten) ziehen. Wenn nicht anders möglich, seitliche Sicherung mit mindestens 3-Tonnen-Gurten am Zentral-rohr zwischen vorderer Kopfplatte und Umlenkrolle.

Bild: Unschöne  Verstärkungen, anbringen des Gestänges für Allrad und Zapfwelle erschwert.

Galerie

Holztransport, zirka 8 Tonnen müssen in die Sägerei.

Holz „aufführen“ mit Seilspiull, und Umlenkrollen.

Anbaugeräte für den P 20, Schneepflug 3m breit…. Der Winter kann nicht mehr weit sein.

Die beiden Pullax P20 von Familie Aggeler in Liechtenstein im harten Einsatz mit Kran und Kipper.

Der P20 von Ivan Lombris, in hügeligem und bergigem Gelände…..da wo der Pullax all seine Stärken unter Beweis stellen kann.     …..soeben Restauriert.